Haus Malerviertel
Entwurf: 2020
Ort: Köln - Malerviertel
Wohnfläche: 255 m²
Projektbeschreibung:
Unmittelbar angrenzend an das Landschaftsschutzgebiet der Auen des Weisser Rheinbogens liegt das Malerviertel im Süden von Köln. Als Stadtteil des Kölner Vororts Rodenkirchen liegt das Viertel idyllisch gelegen an den Feldern, Wiesen und Waldgebieten, die sich am Rhein entlangziehen und dem Rhein in Zeiten des Hochwassers einen Platz zum Ausweichen bieten. Das Malerviertel, so benannt nach der großen Anzahl von Straßennamen berühmter Künstler, bildet in seiner Struktur ein eigenes, geschlossenes Stadtgebiet. Umgeben von viel Natur führen nur wenige Zufahrtsstraßen in das Viertel und sorgen so für eine abgeschlossene Struktur, die sich in der hohen Lebensqualität des reinen Wohngebietes wiederfindet. Findet sich einerseits in der Infrastruktur des geschlossenen Gebiets ausschließlich eine Wohnbebauung, so findet man andererseits die Angebote für den täglichen Lebens - Bedarf in der unmittelbaren Umgebung: der angrenzende Stadtteil Rodenkirchen bietet als verdichteter Stadtraum ein hohes Angebot an Schulen, Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten und ärztlicher Versorgung. Auch ist die Innenstadt Kölns durch öffentliche Verkehrsmittel gut erreichbar angeschlossen. Die Wohnbebauung des Malerviertels zeigt sich in einer mehrheitlich offenen Bebauung mit den charakteristischen Merkmalen einer städtebaulichen Entwicklung der Nachkriegszeit für Wohngebiete. Große Grundstücke bieten Platz für Ein- und Mehrfamilienhäuser mit hohem Gartenanteil, welche bis in die achziger Jahre hinein bebaut wurden, so dass man in der Bebauung mehrheitlich Gebäude findet, die zum Stand des Jahrs 2020 zwischen 40 Jahren und 60 Jahren datiert sind.
Die Bauherren erwarben das Gebäude im Malerviertel im Jahre 2020. Gelegen direkt an den Auen des Rheins bestach das Gebäude die Bauherren durch seine exzellente Lage, da sich die Grundstücke - die Himmelsrichtung nicht berücksichtigend - mit den Häusern an der Straße gelegen zu den Auen hin öffnen. Maßnahmen des Hochwasserschutzes schützen inzwischen die Gebäude vor den jährlich immer wieder kehrenden Überschwemmungen mit dem Errichten eines Dammes, der in nur geringer Entfernung direkt vor dem Gartenbereich des Grundstücks liegt, aber wiederum nicht so hoch ist, dass er die Aussicht auf die Auen des Rheins verbirgt. War das Gebäude in früheren Zeiten noch regelmäßig dem Wasser des Rheins ausgesetzt, zeigt sich mit dem Damm in den letzten Jahren eine große Sicherheit vor den Überflutungen des Hochwassers. Mit der Gestaltung des somit recht flachen Dammes durch Begrünungsmaßnahmen und einem auf dem Damm verlaufenden Fußgängerweges gelingt die Einbettung der Erdaufschüttung in die Natur der Umgebung und die Strukturen des Naherholungsgebietes.
Der auf dem Grundstück gelegene Gebäudebestand präsentierte sich bei Erwerb als ein in offener Bauweise errichtetes Mehrfamilienhaus aus den Neunzehnhundertachtziger Jahren. Der Gebäudekörper steht in offener, städtebaulicher Struktur mit seitlichen Abständen zu den Grenzen und Nachbargebäuden zu der Straße hin gewandt, auf der einen Seite der Seitenflächen findet sich eine Garage, die an die Garage des Nachbarhauses anschließt, auf der anderen Seite des Grundstückes befindet sich ein offener Zugang zu dem Garten hinter dem Haus. Das Zwei – geschossige Gebäude mit einem Satteldach wird im Bestand über ein seitlich gelegenes Treppenhaus erschlossen und beherbergte im Erdgeschoss und Obergeschoss jeweils Zwei Wohnungen sowie im ausgebaute Dachgeschoss eine weitere Wohnung. Die technischen Einheiten befinden sich neben Abstellräumen im Untergeschoss.
Die Idee der Bauherren war, das Gebäude technisch und gestalterisch zu reaktivieren. Hierbei sollte einerseits die Grundriss Organisation so verändert werden, dass ein Mehrgenerationenhaus entsteht, andererseits sollte die Energetische Situation des Hauses auf den Stand der heutigen Zeit gebracht werden. Die teilweise geringen Größen der Fensterflächen besonders zum Garten hin sollten so verändert werden, dass mit neuen, großen Fensterfronten die Natur in das Haus geholt würde.
Untersuchungen zum Bestand des Hauses zeigten, dass sich das Gebäude in einem baulich sehr gepflegten Zustand befand. Überaschenderweise hatten die stetigen Überschwemmungen keine negativen Einflüsse auf den Baubestand, auch war besonders die bestehende Klinkerfassade in einem sehr guten Zustand. Die Technik war in dem Gebäude auf dem Stand der Achtziger Jahre stehen geblieben, vergangene Renovierungen des Gebäudes hatten den Optischen Erhalt zum Ziel und keinen Einfluss auf die Verbesserung der Technik. Auffällig war ebenfalls die überraschend niedrige lichte Höhe der Wohnräume, die in allen Geschossen 2.40 Meter betrug.
Die verschiedenen Vorgaben des Mehrgenerationen – Hauses und der Untersuchungsergebnisse mit technischem Renovierungsstau und geringer lichter Höhe führten zu dem Entwurfsergebnis:
Die Bauherren, eine Familie mit einem Ehepaar und zwei heranwachsenden Söhnen, erhielten eine im Haus integrierte Wohnung mit zwei separaten Einheiten im Erdgeschoss und Obergeschoss, welche sich jeweils über das gemeinsame Treppenhaus erreichen lassen und ebenfalls intern innerhalb der Einheiten nach dem Haus in Haus Prinzip verbunden sind. Die weiteren Einheiten im Obergeschoss und Dachgeschoss wurden in Ihrer Struktur belassen. Die übereinander angeordneten, zusammengehörenden Einheiten bedingten eine Vergrößerung des Wohnraumes im Erdgeschoss und Obergeschoss, um dem Platzbedarf einer Vierköpfigen Familie gerecht zu werden. Diese Vergrößerung konnte über einen zwei geschossigen Anbau erreicht werden, der sich über die gesamte Breite des Gebäudes im Erdgeschoss erstreckt, aber sich das Obergeschoss mit der daneben liegenden Wohnung teilt. Die niedrigen, bestehenden Raumhöhen führten zu dem Entwurfsgedanken der verschachtelten Geschosse. Denn nun erzielt dieser Entwurf ein geteiltes Raumgefühl, welches den geringen Raumhöhen gerecht wird. Der Teil des Erdgeschosses, welcher als Wohnzimmer fungiert, übernimmt auch im neuen Anbau die geringe Raumhöhe und schafft damit ein Gefühl der Behaglichkeit. Hier sitzen die Bauherren, um zu lesen oder über die großen, Fassadenfüllenden Fenster die Natur auf sich wirken zu lassen. Im Esszimmer des offenen Grundrisses, Verbindung zwischen Küche, Wohnraum und Gartenaustritt, öffnet sich die Höhe des Raumes auf eine lichte Höhe von 5,30 Metern. In den Bewegungsflächen des Raumes, in der Küche und dem Esszimmer kommt die Natur über die Fassadenhohe Fensterfront in den Wohnraum, Innen und Außen verschwimmen und vermischen sich. Eine weitere Funktion des Anbaus hat den städtebaulichen Effekt, dass nun die Angleichung an die Rückwärtigen Fassadenfronten erreicht werden kann. Die neue Fassadenlinie schließt die Lücke zwischen den Nachbarn, von denen der eine die Reihung der alten Bebauung aufnimmt, der andere wie ein Ausreißer den Baukörper aber in den Gartenbereich hineinschiebt. Auch nimmt das abfallende Gelände hier noch den Anbau mit einer Terrasse auf, bis der tiefer gelegene Garten über eine Stufenreihe erschlossen werden kann.
Der gute Zustand der Klinkerfassade mit den integrierten Balkonen aus Sichtbeton birgt zusammen mit den Fragen zum energetischen Konzept die Erklärung für die Wahl des Anbaumaterials: Sichtbeton. Hier findet sich in dem glatten Material ein neutraler Gegensatz zu der Kleinteiligkeit einer Klinkerfassade, welche in ihrem Aufbau als Kerngedämmte Wand für eine ihrem Baujahr nach ungewöhnlich dicke Wand von 40 Zentimetern besteht. Es war somit nicht notwendig, die Fassade im Rahmen des energetischen Konzepts außen zu dämmen, vielmehr konnte die Fassade erhalten bleiben und zeigt die klare Abgrenzung zwischen Alt und Neu besonders in ihrer Materialität.
Die Revitalisierung des Gebäudes bedeutete auch, die gesamte Technik zu überarbeiten. Hierzu wurde das Gebäude behutsam teilweise entkernt und neben einer neuen Grundriss Gestaltung in den Zustand des Rohbaus zurückgeführt. Dies ermöglichte den Neueinbau der neuen, energetischen Technik. Die Nähe des Rheins mit einem niedrigen Grundwasserspiegel ermöglichte den sinnvollen Einbau einer Geothermie Anlage mit Unterstützung einer Photovoltaik Anlage auf dem Dach. Gemeinsam mit dem Einbau neuer Fenster präsentiert sich das Gebäude nun nahezu energetisch autark und unabhängig von der Zuführung externer Energiequellen, da auch die Außenpoolanlage von der Geothermie und Photovoltaik Anlage mit betrieben werden.