Kölner Kartause
Die Kölner Kartause, Historisches Zeugnis, Gemeindezentrum und Filmschauplatz.
Im Jahre 1334 wurde das Kartäuser Kloster auf den Feldern innerhalb der Stadtmauern der damals mittelalterlichen Stadt Köln gegründet. Schnell wurde das Kloster zu einem der reichsten Klöster Kölns und entwickelte sich zu einem zurückgezogenen Areal in Mitten der Stadt mit einer Vielzahl von Freiflächen und Gebäuden wie der Kloster-Kirche, Sälen, Kreuzgängen und Wohngebäuden. Die wachsende Metropole Köln breitete sich um den Klosterbezirk aus, so dass heute
die Anlage nahe dem Zentrum in der Kölner Südstadt liegt, ein Viertel, dass sich mit kleinen Gassen und Plätzen den Charme der Mittelalterlichen Bebauung gewahrt hat.
Mit dem Einzug der Franzosen unter Napoleon 1794 in Köln wurde das Kloster aufgelöst und profanisiert. Nach Jahren der Nutzung als Lagerraum, Lazarett und schweren Zerstörungen
im 2. Weltkrieg dient der wiederaufgebaute Klosterbezirk der Evangelischen Gemeinde Köln heute wieder als Gotteshaus, Film – und Fernsehen dient der Mittelalterliche Gebäudekomplex heute mitunter als Filmkulisse, wie der zur Zeit ausgestrahlten Fernsehserie des ZDF „Herzensbrecher“. Im Jahre 2009 wurde schließlich nach einem eingeschränkten Architektenwettbewerb das Architekturbüro artefactum architekturatelier beauftragt, Teile der Klosteranlage zu restaurieren und zu modernisieren. Artefactum hatte die Evangelische Gemeinde als Auftraggeber einerseits mit der großen Erfahrung in der Arbeit mit denkmalgeschützen Objekten und dem Zusammenspiel zwischen historischer Substanz und moderner Technik, andererseits auch mit dem Leistungsangebot überzeugen können, da das Büro um den Architekten Markus Lenzen nach den gestalterischen und technischen Planungen die Bautätigkeiten überwacht und so die Umsetzung der Planung und Kostenfeststellungen gewährleistet war.
Die Architekten sahen sich vor vielfältige Aufgaben gestellt. In dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude - Ensemble waren einerseits technische und gestalterische Mängel zu
beheben, die im Rahmen der schnellen Nachkriegs – Wiederaufbauung entstanden waren, andererseits wurden die Bedingungen der Mittelalterlichen Bebauung dem Anspruch einer
heutigen Nutzung nicht mehr gerecht. Teile der Klosteranlage wie Kreuzgangsaal, Kapitelsaal, Kreuzgang und Nebenräume wurden nun mit teilweise historischen, schon im 14. Jh. Verwendung findender Baumaterialien und unter Einbeziehung archäologischer Funde im Kontrast zu modernster Technik von dem Architekten restauriert und modernisiert.
Die gestalterischen und technischen Anforderungen hatten sich nun, nach Jahrhunderten des zurückgezogenen Lebens der Kartäuser Mönche, der Nutzung einer lebendigen, Evangelischen Gemeinde zu stellen, die sich Kirche und angrenzende Säle mit der Evangelischen Gehörlosengemeinde Köln teilt. So war der Kapitelsaal der Kartause, also der ehemalige Versammlungsort der Mönche, als Saal zu Versammlungszwecken aus heutiger Sicht nicht nutzbar. Wurde zu Zeiten der klösterlichen Gemeinschaft vorgelesen oder beraten, so wurde das Reden durch den Schall, der sich durch die Art und Weise eines Gewölbesaales ausbreitet, aufbaut und von Wänden und Gewölbedecken zurückgeworfen wird, begünstigt. Derselbe Schall machte aber jegliche Art von größerer Zusammenkunft neben dem Vorlesen schwierig, Feierlichkeiten zum Beispiel wurden durch den schallbedingten Lärm unerträglich. Eine Schalldämmung des Kapitelsaales an Wänden und Boden mit einem „weichen“ Material war nicht möglich, so dass nur die Dämmung der Gewölbedecke in Frage kam. Die Architekten bedienten sich einer Dämmmethode, welche sie aus dem Cinema – Bereich kannten: Spezielle Dämmmatten werden in kleine Stücke geschnitten in die Rundung der Gewölbe eingebracht, von Hand geschliffen und anschließend mit einem Cellulose – Material besprüht. Das Ergebnis ist eine Oberfläche, die sich optisch nicht von dem Putz an den Wänden unterscheiden lässt, als Schalldämmung aber in dem Kapitelsaal Nutzungen aller Art zulässt. Der Kreuzgangsaal der Kartause war als großer Gemeindesaal ebenfalls wie die Nebenanlagen vollständig zu restaurieren. Artefactum recherchierte, dass die Bodenbeläge in dem historischen, den Sälen angrenzenden Kreuzgang, mit Steinplatten aus Mendiger Basalt ausgelegt sind und der Steinbruch in der Eifel, der schon vor Hunderten von Jahren dem Kloster als Materiallieferant diente, noch existiert.
So wurde der Entschluss gefasst, der Tradition vieler historischer Gebäude in Köln zu folgen, nach der die Materialien der näheren Umgebung beim Bau der Gebäude Verwendung fanden. Der Boden des Kreuzgangsaales wurde im wilden Verband des Kreuzganges mit Mendiger Basalt verlegt, die Wände der WC – Anlagen mit großformatigen Schieferplatten aus der Eifel verkleidet, die aufwändigen Licht – und Schallinstallationen mit ihrer Steuerungstechnik für unterschiedliche Lichtszenarien in Kirche und Sälen in diesen Materialien integriert. Beim Abriss der verschiedenen Bodenbereiche wurden die Architekten im Kreuzgangsaal auch in Archäologischer Hinsicht fündig: Es wurde ein Fundament aus dem Mittelalter ausgegraben, welches sich mittig im Saal befindet. Dieses Fundament gibt Zeugnis über den ungewöhnlichen Namen „Kreuzgangsaal“. Waren zur Entstehungszeit des Klosters noch zwei benachbarte Kreuzgänge vorhanden,
hatte man die trennende Wand zwischen den Kreuzgängen abgerissen und aus diesen Gängen einen neuen Saal geschaffen, den späteren Kreuzgangsaal. Dieses Fundament wird nun als Zeugnis unter Glas sichtbar gehalten.