Pr. Brenninkmeyer

Villa Marienburg 

Der Kölner Villen - Vorort „Marienburg“ wird in seiner offenen Bebauung von prächtigen Häusern geprägt, vielen Gebäuden hier ist das hohe Niveau in Bezug auf die architektonisch-künstlerische Qualität gemeinsam. Bis zum Ende des ersten Weltkriegs waren überwiegend in einen Park eingebettete Großvillen mit separatem Kutscher- oder Garagenhaus sowie Gartenpavillons entstanden. Trotz erheblicher Kriegszerstörungen im zweiten Weltkrieg konnte der Charakter als "Villen-Kolonie" bewahrt werden. Marienburg zählt somit zu den wenigen noch geschlossenen, von Architektur und Grünplanung bestimmten Villengebieten in Deutschland. 
 
Die in der Marienburg gelegene Doppelvilla stellte an das Kölner Architekturbüro artefactum architekturatelier eine besondere Herausforderung. Die Villa aus dem Jahre 1929 sollte im denkmalgeschützten Ensemble ihren Außencharakter erhalten, Außen - Mauerwerk, Holz - Fenster und Dach wurden denkmalgerecht überarbeitet oder erneuert. Im Inneren jedoch wich die größtenteils marode, alte Bausubstanz einem modernen Wohnkonzept. Da ein großer Teil der Wände und Decken keine ausreichende Stabilität mehr aufwies, wurden große Bereiche des Gebäudes entkernt und statisch neu aufgebaut oder verstärkt. Die Architekten nutzten den Eingriff in die Bau - Substanz , um das Gebäude auf den neuesten Stand der Technik zu bringen: Unter Beibehaltung der ursprünglichen Raumstrukturen wurden Installationen der Sanitär- und Klimatechnik sowie der Licht und Unterhaltungselektronik eingebaut, deren Leitungen mit zusammengefassten Durchmessern von mitunter einem Meter unsichtbar in Decken und Böden liegen. So wurden z.B. die Schächte der Klimaanlage zwischen den Deckenbalken der Holzbalkendecke versteckt, die Leitungen für den Kinobereich unter den Boden des Untergeschosses in Kanalrohre gelegt, welche die Architekten als Leerrohre für die Kabelstränge eingraben ließen. 

So konnten sich Bauherr und Architekten Detailverliebt auf die Raumstrukturen und deren Ausstattungen konzentrieren: Unterwirft sich die Villa außen dem Entwurf der 1929er, erlebt der Besucher im Inneren die Gegensätzlichkeit zwischen klassischer Materialität und modernsten Einbauten nach den technischen Möglichkeiten heutiger Zeit. Natur – Steinplatten treffen Lederparkett; Holzpannele stoßen auf Glas, das auf Knopfdruck undurchsichtig wird; Pastellfarben im Erdgeschoss wechseln zu Popartfarben im Dachgeschoss. So präsentiert sich die Villa als Architekturzeuge ihrer Zeit mit dem Anspruch, heutigen Zeiten mit ihren Ansprüchen gerecht zu werden.
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